Lisa-Marie Unger • 11. Juni 2024

TikTok - Gilt die Social Plattform als Suchmaschine?

Die Diskussion, ob TikTok als Suchmaschine betrachtet werden sollte, sorgt weiterhin für Uneinigkeit unter SEO-Experten.


Die Wahrheit ist jedoch, dass den Nutzern die Definition oder technischen Details herzlich egal sind. Für viele, insbesondere die jüngeren Zielgruppen, ist TikTok die erste Anlaufstelle, um Informationen zu suchen und zu finden.


Während die SEO-Verantwortlichen darüber diskutieren, ob TikTok wirklich einer Suchmaschine gleicht, riskieren Marken, die TikTok nicht in ihre Suchstrategie einbeziehen, möglicherweise Chancen die Sichtbarkeit und Engagement zu verpassen.

Die Bedeutung der Suchmaschine wandelt sich

SEOs verstehen unter einer Suchmaschine traditionell ein System, das dazu entwickelt wurde, das Web systematisch zu durchsuchen, um spezifische Informationen, die in einer Suchanfrage gestellt wurden, zu finden.


Zu den klassischen Beispielen zählen Google und Microsoft Bing. Diese Plattformen indizieren und ranken Webseiten basierend auf Schlüsselwörtern, Backlinks und anderen Faktoren, um sie in einer geordneten Liste als Antwort auf Nutzeranfragen zu präsentieren.


Doch was eine Suchmaschine ausmacht, entwickelt sich schnell weiter. Während wir darüber streiten, welche Plattformen wirklich als Suchmaschinen gelten, suchen die Nutzer einfach – überall.


Diese Entwicklung betrifft nicht nur die Technologie hinter den Suchmaschinen, sondern auch deren Form und Funktionalität. Siri, Alexa, TikTok, Pinterest, Reddit, ChatGPT, Gemini (früher Bard) und SGE stehen für diesen Wandel.
Plattformen, die traditionell nicht als Suchmaschinen gesehen wurden, übernehmen nun ähnliche Funktionen wie Google und Bing. Und soweit es die Nutzer angeht, machen sie das sogar effektiver. Sie betrachten diese Plattformen als Suchmaschinen, also warum sollten SEOs das nicht auch tun?


Die Gen-Z und Suchmaschinen

Gen Z-Nutzer ziehen, laut des WARC 2023 Consumer Trends Reports, personalisierte, von Algorithmen gesteuerte soziale Netzwerke (48%) Suchmaschinen (44%) vor, wenn sie nach Informationen über Marken, Produkte oder Dienstleistungen suchen.


Diese Verschiebung weitet die Definition einer Suchmaschine aus. Sie könnte eine Neuerung in der Umsetzung von Suchmarketingstrategien und in der Betrachtungsweise von Plattformen bedeuten.
Im Mittelpunkt dieser Transformation steht das Nutzerverhalten. Die Art, wie Menschen nach Informationen suchen, hat sich dramatisch verändert.


Es gibt eine wachsende Vorliebe für schnelle, prägnante und visuell ansprechende Inhalte, besonders bei den Gen Z- und Millennials-Zielgruppen.


Das Zitat von Prabhakar Raghavan, dem Senior VP bei Google, lautet: „40% der jungen Leute, suchen ihren Lunch-Spot nicht bei Google Maps oder in der Google Suche. Sie gehen zu TikTok oder Instagram.“
Was das Nutzerverhalten betrifft, schätzen diese jüngeren Zielgruppen die Geschwindigkeit, Bequemlichkeit und Nähe dieser Plattformen, und bevorzugen oft das visuelle und interaktive Inhaltsformat, das TikTok bietet.


Triff deine Zielgruppe auf ihrer Plattform

Vielleicht sucht jemand auf TikTok nach einem Kochtutorial statt auf Google. Vielleicht ist ihnen mehr als nur das Rezept wichtig.


Sie könnten die ansprechende Präsentation der Plattform, die verbesserte Nutzererfahrung und den Community-Aspekt schätzen. Dies könnte daran liegen, dass manche Suchanfragen sich besser für visuellen Inhalt eignen oder wegen ihrer Verbindung zu einem bestimmten Ersteller.


Suchmaschinen sind nicht mehr nur für das Indizieren und Abrufen von Webinhalten zuständig. Du musst die Nutzer dort abholen, wo sie sind und im gewünschten Format – und Google hat diesen Wandel erkannt.


Als Reaktion auf diese Entwicklungen wurde „Perspectives“ ins Leben gerufen, um diesen Plattformen (TikTok, Instagram, Reddit) und ihren Suchfähigkeiten Paroli zu bieten und Nutzer für diese Arten von Anfragen zurück zu einem Google SERP zu bringen. Google hat auch kürzlich TikTok-Videos in SGE und hervorgehobenen Snippets getestet.


E-E-A-T wurde weiterentwickelt und legt mehr Gewicht auf die Ersterfahrung des Inhalts und seines Erstellers. Dies ist ein entscheidender Faktor, der Menschen überhaupt erst zu anderen Plattformen treibt. Dies zeigt ein weiteres Engagement für die Verbesserung der Relevanz und Vertrauenswürdigkeit von Inhaltslösungen.


Suchmaschine oder nicht

Diese Debatte kann endlos weitergeführt werden, mit Argumenten über Semantik und Definitionen, die versuchen, Menschen auf eine Seite zu ziehen. Doch das wird für unsere Marken keinen Unterschied machen.
Stattdessen sollten wir uns von unseren Zielgruppen leiten lassen. Denn, so sehr wir auch argumentieren mögen, dass TikTok keine Suchplattform ist, wenn Zielgruppen dort suchen und deine Marke nicht präsent ist, verpasst du wertvolle Sichtbarkeit.


Letztlich sollten wir auf den Plattformen aktiv werden, die die strategischen Bedürfnisse unserer Marke am besten erfüllen und dort Suchinhalte entwickeln. Wenn das in einer TikTok-Suchstrategie mündet, grossartig.
Wenn wir uns stattdessen ausschliesslich auf Google konzentrieren, weil das den Unterschied macht, dann ist das fantastisch. Es könnte sogar eine Kombination aus beiden sein, die einen ganzheitlicheren „Suche überall“-Ansatz verfolgt.
Der Schlüssel ist, keine Plattform abzulehnen, nur weil sie aktuell nicht deiner Definition einer Suchmaschine entspricht. Denn während wir darüber debattieren, setzt wahrscheinlich ein Konkurrent der Marke diese Erkenntnisse um und gewinnt an Sichtbarkeit.


Letztendlich ist es, wie immer, nicht unsere Aufgabe, den Nutzern vorzuschreiben, welche Inhalte sie konsumieren und wo sie es tun sollen.


Stattdessen reagieren wir auf die Signale unserer Zielgruppen und erstellen die Inhaltslösungen, die sie wünschen, im Format, indem sie sie erwarten. Und in einem sich ausweitenden Suchuniversum, auf den Plattformen, auf denen sie solche Suchen durchführen.



Quelle: Searchengineland.com

Über die Autorin

Eine Frau mit lockigem Haar trägt ein weißes Hemd und lächelt.

Lisa-Marie Unger

Lisa-Marie hat 2018 Publizistik und Kommunikationswissenschaften abgeschlossen und arbeitet bei netpulse AG als Projektleiterin für Google Ads. Sie informiert über SEO und führt Schulungen durch.


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